Neuestes Wissen durch E-Learning

von Philipp Riederle

Bestehendes Wissen war noch nie so schnell veraltet wie heute. Lebenslanges Lernen ist unerlässlich – für die Arbeit, für Unternehmen und die eigene Karriere. Diese Ausgabe dreht sich um E-Learning: Welche Vorteile bringt das digitale Lernen? Welche Arten gibt es? Wie kann jeder einzelne loslegen? Und wie Unternehmen?

Inhalt der Folge

E-Learning im Berufsleben

Ein Grund für die schnelle Vermehrung von Wissen und für den sinkenden Wert von Erfahrung liegt in der Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts. Alle 12–18 Monate verdoppelt sich das zur Verfügung stehende technische Potential. Das bedeutet, dass das Wissen über die Technik innerhalb dieses Zeitraums doppelt so komplex und schnell wird.

Die digitale Generation, die schon im Zeitalter rasanter technologischer Entwicklungen aufgewachsen ist, weiß, dass sie am Ball bleiben muss. Deshalb schätzt diese Generation Weiterbildungsangebote besonders.

E-Learning ist optimal, um Wissen aufzufrischen und zu erweitern. In einer Umfrage gaben 67% der berufstätigen Nutzer an, dass sie das neu erworbene Wissen aus den Kursen auch tatsächlich anwenden. Betrachtet man aber die Finanzierung, sind deutliche Lücken zu erkennen. Arbeitgeber erwarten, dass ihre Mitarbeiter up to date bleiben.

Dennoch fördern wenige die intrinsische Motivation, sich durch E-Learning-Angebote weiterzubilden; sie stellen weder Zeit noch Geld zur Verfügung. Obwohl laut Financial Times E-Learning vermehrt als vollwertige Lernform angesehen wird, fehlt es an Unterstützung durch die Unternehmen. Nur 5% der Befragten einer Studie gaben an, von ihrer Firma finanziell unterstützt zu werden, nur 8% dürfen die E-Learning-Angebote während ihrer Arbeitszeit nutzen, und bei nur 4% fließt die E-Learning-Performance in ihre Evaluation ein.

Vorteile von E-Learning

Ganz einfach: E-Learning ist günstiger, flexibler und individueller!

  • Günstiger: Es fallen keine Reisekosten und oft nur geringe Kurskosten an.
  • Flexibler: Je nach Kurs kann man am E-Learning an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeiten teilnehmen.
  • Individuell: Inhalte und Lerngeschwindigkeit können auf die persönlichen Vorkenntnisse, Interessen und Schwächen des Teilnehmers angepasst werden. Fehlendes Wissen in Kernaufgaben der Arbeitnehmer wird vermittelt und redundante Inhalte vermieden.
  • Interdisziplinär: E-Learning ist eine optimale Möglichkeit, interdisziplinäre Fähigkeiten oder Interessen zu entwickeln. Eine Studie über die Nutzung der E-Learning-Plattform MOOCs zeigt, dass nur 40% der Nutzer von Marketingkursen auch tatsächlich im Marketing tätig sind. Die Mehrheit möchte sich interdisziplinär weiterbilden.
  • Aktuell: Ein Vorteil von E-Learning ist auch, dass Inhalte stetig verbessert und angepasst werden. Daher sind die Kurse oft aktueller und diverser als in traditionellen Bildungseinrichtungen. Durch das digitale Angebot können hochspezialisierte Experten Teilnehmer auf der ganzen Welt erreichen.

Arten von E-Learning

Formen

Wo soll ich mich anmelden? Es gibt eine Vielzahl von E-Learning-Konzepten. Welche am besten passen, kommt auf die persönlichen Ansprüche und den Inhalt der Kurse an.

  • Standardisiert vs. Unternehmensspezifisch
    Es wird viel standardisiertes E-Learning im Netz angeboten. Dort kann man sich anmelden und zu allgemeinen Themen weiterbilden – beispielsweise zum Datenschutzgesetz, zu neuen Technologien oder zur Körpersprache für Führungskräfte. Eine andere Option sind maßgeschneiderte E-Learning-Programme. Deren Inhalt kann das eigene Unternehmen betreffen; hier werden beispielsweise Einarbeitungskurse für neue Mitarbeiter oder Schulungen angeboten.
  • Adaptive vs. Fixed
    Fixed Learning bietet starre, festgelegte Inhalte an und wird in der traditionellen Form des E-Learnings wie für Ebooks oder Lernvideos genutzt.
    Aktuell boomt aber vor allem das Adaptive E-Learning. In dieser Variante können der Inhalt des Lernpakets individuell auf Nutzerbedürfnisse angepasst und individuelles Feedback gegeben werden. Die Vorteile von Adaptive Learning sind durch Studien belegt: In einem US-College wurde die Einführungsvorlesung in Anatomie in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe erhielt diese Vorlesung mit Fixed Learning und die andere mit Adaptive Learning. In der Adaptive-Learning-Gruppe bestanden 12,5% mehr Studenten den Kurs als in der anderen Gruppe. Außerdem brachen 10,5% weniger Studierende den Kurs ab.
  • Synchronized vs. Asynchronized
    Bei Synchronized E-Learning sind Teilnehmer und Lehrende in Echtzeit per Video verbunden. So kann Defiziten des E-Learnings, beispielsweise Isolation oder fehlendes persönliches Feedback und mangelnde Softskills, entgegengewirkt werden. Der Nachteil dabei aber ist, dass das Lernen nicht frei eingeteilt werden kann und so Flexibilität verloren geht.
  • Linear vs. Interactive
    Beim linearen E-Learning verläuft die Kommunikation nur einseitig vom Lehrenden zum Lernenden. Es gibt keine persönliche Anpassung des Inhalts.
    Beim Interactive Learning hingegen findet gegenseitiger Austausch und Anpassung der Inhalte statt, kein passives Konsumieren. Durch interaktive Aufgaben, Quizze und Interaktion mit dem Lehrer werden Spaß und Motivation gefördert – und in der Folge bessere Lernfortschritte generiert.
  • Individual vs. Collaborative
    Das Individual E-Learning ist auf den einzelnen Teilnehmer fokussiert, der Prüfungen und Probleme alleine meistern muss. Der Vorteil dabei ist, dass die Inhalte auf den Einzelnen perfekt abgestimmt werden. Allerdings ist die Motivation oft geringer, Probleme sind manchmal alleine schwerer zu lösen, und die Teamwork-Skills werden mangelhaft ausgebildet.
    Beim Collaborative E-Learning geht es um das Lernen im Team. Dort können beispielsweise Schulungen, Kommunikations- und Collaboration-Skills in der Gruppe erlernt werden.

Bekannten Formate

  • MOOCs
    Die Plattform Massive Open Online Courses arbeitet mit Fixed, Synchronized, Linear und Individual Learning. An den mehrwöchigen Kursen nimmt der Lernende per Video teil. Evaluationen erfolgen durch Test und Paper Grading. Die Plattform eröffnet demokratischen Zugang auch zu Eliteuniversitäten und Vorlesungen. Die Teilnahmekosten sind gering. Viele Teilnehmer nutzen nur einzelne Videos und machen keinen Abschluss auf der Plattform.
    Coursera und EdX sind vergleichbare Plattformen.
  • SPOCs
    Die Plattform Small Private Online Courses bietet ein Fixed-, Synchronized-, Interactive und Collaborative-Lernprogramm. Hier wird in kleineren Gruppen interaktiv gelernt. Es wird Mentoring angeboten und Networking zwischen den Teilnehmern ermöglicht. Das erfordert allerdings mehr Zeitaufwand und bietet weniger Flexibilität. Die Abschlussquoten in Kursen dieser Art sind deutlich höher.

Welches E-Learning passt zu mir?

Wer sich selber weiterbilden will, sollte sich ein Programm nach eigenem Interesse oder beruflicher Relevanz aussuchen. Einige Plattformen eröffnen Ihnen die Möglichkeit, von Spezialisten zu lernen. Welche, das können Sie durch gründliche Suche im Internet herausfinden.

Auch wenn der Arbeitgeber finanziell keine Unterstützung bietet, gibt es immer noch eine Vielzahl an Plattformen, die unterschiedlichste E-Learning-Inhalte für geringe Beiträge anbieten. Die Monatskursbeiträge liegen meist zwischen 10 und 100 €. Dazu zählen beispielsweise Coursera, EdX, FutureLearn, Udemy oder Lecturio. Es gibt aber auch kostenlose Angebote, wie OpenHPI des Hasso-Plattner-Instituts.

Tipps zur Nutzung

  • Zusammen effektiv
    Es ist oft motivierend, gemeinsam mit einer anderen Person ein Programm zu beginnen. So kann man sich gegenseitig disziplinieren, Rückfragen stellen und diskutieren. Das Lernen fällt leichter und macht mehr Freude.
  • Jetzt oder nie
    Ganz egal, ob alleine oder zu zweit: Bleiben Sie dran!. Es ist hilfreich, dafür eine feste Zeit im Kalender zu blocken und sich feste Ziele für den Fortschritt zu setzen.
  • Life long learning
    Wer sich nicht nur selber weiterbilden möchte, sondern beispielsweise in einem Unternehmen ein Team führt, in dem E-Learning gefördert werden soll, muss dies aktiv thematisieren.
    Um erfolgreich das Konzept des E-Learnings umzusetzen, muss das Life long learning als Kultur eingeführt werden. Lernen und Weiterbildung sollte dabei ganz klar als strategische Aufgabe für das Fortkommen des Unternehmens kommuniziert und platziert werden. Dafür muss auch gelten, dass Lernzeit gleich Arbeitszeit ist – was erlaubt, Zeit und Geld für die Weiterbildung vorzusehen. Stellen Sie die immense Bedeutung von E-Learning klar heraus, um Vorbehalte dagegen abzubauen. Denn E-Learning hat ganz klare Vorteile gegenüber anderen Lernformen. Es ist nicht nur eine Sparlösung.
  • Von jedem das Beste
    Idealerweise verbindet man die Stärken des E-Learnings mit den Stärken des Offline-Learnings. Hierzu können zum Beispiel erfahrene Mentoren im Unternehmen benannt werden, die den anderen E-Learnern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
    Noch erfolgreicher ist die Option, die Mitarbeiter zu ermutigen, das neu erlernte Wissen direkt in die Tat umzusetzen. Mit einem solchen Best Practice Project kann die Trial-and-Error-Mentalität gefördert werden.