Digitale Produkte verkaufen

von Philipp Riederle

Es gibt vielfältige Arten digitaler Produkte: Webinare, Online-Kurse, Hörbücher, Videos, Software, Stock-Footage – um nur einige zu nennen. Der Verkauf dieser Produkte unterscheidet sich deutlich von physischen Gütern. In dieser Ausgabe geht es daher um Relevanz und Arten digitaler Produkte, unterschiedliche Verkaufsmodelle und konkrete erste Schritt zum Start

Inhalt der Folge

Was sind digitale Produkte, und warum sind sie relevant?

Digitale Produkte können über das Netz zur Verfügung gestellt, verkauft und vervielfältigt werden.

Kosten und Aufwand für ein digitales Produkt fallen meist einmalig bei der Herstellung an. Weitere Produkte verursachen kaum zusätzliche Kosten.

Das Angebot eines digitalen Produktes weist auf Kompetenzen hin und erlangt so die Aufmerksamkeit von potentiellen Kunden. Mit diesem neuen Kanal erschließen Sie sich eine weitere Einnahmequelle.

Auch für Ihre Kunden sind digitale Produkte von Vorteil, weil sie jederzeit und überall konsumiert werden können.

Welche Arten von digitalen Produkten gibt es?

Digitale Produkte gibt es in einer großen Bandbreite. Für die Bildungssphäre zu nennen sind beispielsweise Webinare oder Onlineevents. Diese finden live statt, und die Teilnehmer können den Zugang käuflich erwerben. Außerdem gibt es „on demand“-Onlinekurse oder „one-to-one“-Onlinecoaching über Videokonferenztools.

Darüber hinaus kann Content jeder Art digital verkauft werden: Audioinhalte wie Hörbücher, Musik oder Meditationsanleitungen, und Videocontent wie beispielsweise Filme, Anleitungen oder Fitnessvideos oder auch Textinhalte in Form von E-Books oder Studien. Außerdem können Softwares, Apps, Plug-ins und Templates als digitale Produkte angeboten werden.

Auch Inhalte, die nicht an den Endkunden adressiert sind, sondern lizensiert weiterverarbeitet werden, können als Stock Footage angeboten werden. Das gilt zum Beispiel für Video-, Audio- oder Bildinhalte wie auch Projektvorlagen für Bearbeitungssoftware. Zu dieser Kategorie gehören auch Tickets für Offline-Veranstaltungen.

Angebotsmodelle

Der Kunde kann jede digitale Anwendung einzeln oder im Abo kaufen. Beim Abo erhält der Kunde durch einen beispielsweise monatlich zu zahlenden Pauschalpreis Zugang zu allen Inhalten.

  1. Content „for free“: Kostenlos Inhalte anzubieten hat den Vorteil, eine große Zielgruppe erreichen zu können. Die Inhalte können durch Werbeeinnahmen finanziert werden.
  2. Premium-Strategie: Basiscontents werden kostenlos angeboten, wodurch eine große Zielgruppe erreicht wird. Weitere Features und Premium Content sind hinzukaufbar.
  3. Ausschließliches Kaufangebot: Der Inhalt muss vollkommen gekauft werden. Zuvor kann beispielsweise nur ein Trailer angesehen werden.

Wie funktioniert der Verkauf von digitalen Produkten?

  • Plattform: Der Vorteil bei der Nutzung einer Plattform ist die bereits breite Nutzerbasis. Die Nutzer haben bereits einen Account und vertrauen der Plattform. Für E-Books und Hörbücher gibt es Plattformen wie Amazon und Audible. Digitale Onlinekurse können über Udemy angeboten werden, Stock Material über Shutterstock oder die Ice Trading Platform. Der Nachteil bei der Nutzung einer Plattform ist die Marge, die an die Betreiber geht.
  • Reseller: Das Shopsystem wird über einen Anbieter gestellt, der auch als Verkäufer auftritt. Der Reseller kümmert sich um Rechnungserstellung, technischen Support, Rückgaben sowie Steuer- und Rechtsfragen. Sie selbst kümmern sich lediglich um die Vermarktung. Am Ende des Monats wird eine Abrechnung über alle Verkäufe erstellt. Der Reseller bekommt ca. 5–10% der Kaufgebühr, inklusive einer Zahlungsabwicklungsgebühr. Anbieter von Resellersystemen sind beispielsweise Digistore24, Elopage, CopeCart, SendOwl und im Softwarebereich FastSpring.
  • Eigenverkauf: Über eine eigene Shopsoftware, Shopware, WordPress Plugins, Easy Digital Downoads, WooCommerce oder auch Elopage können Produkte im Eigenverkauf angeboten werden. Sie müssen selbst als Verkäufer auftreten, sich um die Rechnungen kümmern und rechtliche und steuerliche Fragen klären. Urheberrecht, AGBs und die Datenschutzgrundverordnung sind zu beachten und sicherzustellen, dass die Lizensierung auch wirklich den Verkauf abdeckt. Die Besteuerung digitaler Produkte unterscheidet sich von der physischer Produkte. Digitale Produkte stehen weltweit zur Verfügung. Dank des Mini-One-Stop-Shop-Verfahrens gelten die Mehrwertsteuersätze des Käuferlandes, die aber beim deutschen Finanzamt abgeführt werden können.

Meine Empfehlung: Beim Reseller-Modell können Sie sich auf das Herstellen und Bewerben des Produktes konzentrieren. Der Reseller übernimmt dabei Problemgebiete wie Rechnungsstellung, Steuern und Rechtliches.

Mit einem digitalen Produkt starten – Step by Step

  1. Businessplan: Für die Entwicklung eines Businessplans sollte zunächst die Zielgruppe definiert werden. Welcher Bedarf besteht, und welche Probleme kann Ihr Produkt lösen? Wo liegen die Kompetenzen Ihres Unternehmens? Haben Sie ein Alleinstellungsmerkmal?
  2. Eine weitere zu klärende Frage betrifft den Markt. Gibt es für das Produkt einen breiten Markt mit viel Konkurrenz, oder positionieren Sie sich in einem Nischenmarkt, mit weniger Konkurrenz und kleinerer Zielgruppe? Hier kann eine Marktanalyse der Mitbewerber interessant sein, um zu sehen, welche digitale Angebote in Ihrem Bereich schon bestehen.
  3. Der Start: Zu Beginn kostenfreien Content anzubieten kann helfen, Follower anzuziehen und Feedback zu gewinnen. So können Sie das Interesse abtasten und Abänderungen am Endprodukt vornehmen. In dieser Phase gewonnene Kunden können schließlich angesprochen werden, sobald das fertige digitale Produkt zur Verfügung steht.
  4. Herstellung des Produkts: Idealerweise bietet das Produkt einzigartigen Content. Bedenken Sie dabei, dass der Nutzer nicht nur Anspruch auf inhaltliche, sondern auch auf technische Qualität legt.
  5. Vermarktung: Für ein erfolgreiches Produkt ist die offensive Vermarktung wesentlich. Dazu gehören
  • eine ausführliche und vollständige Beschreibung;
  • Demos und Trailer;
  • die Optimierung von Suchmaschinen;
  • Social Media Marketing mit Posts über das Produkt.

Des Weiteren können Werbung, E-Mail-Marketing, Aktionen, Gewinnspiele, Gutscheine und Kooperationen mit Kollegen und anderen Plattformen für die Vermarktung hilfreich sein.