Aufbau eines Online Shops für physische Produkte

von Philipp Riederle

Ihr Unternehmen hat ein etabliertes Geschäftsmodell. Und dennoch stellen Sie sich die Frage: Sollten Sie mit einem eigenen Online-Shop ihre Endkunden auch direkt Digital bedienen? Diese Folge gibt Aufschluss über die Relevanz von E-Commerce und verschafft einen Überblick über: die wichtigsten Aspekte des Aufbaus, des Betriebs und der Weiterentwicklung eines eigenen Online-Shops.

Inhalt der Folge 

E-Commerce ist ein stark wachsender Markt. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Onlineshops in Deutschland: Sie machen (Stand 2018) 10,4% des gesamten Einzelhandelsumsatzes aus, was 53,3 Milliarden Euro entspricht. Die jährliche Zuwachsrate wird mit 10% beziffert, also etwa 4–5 Milliarden Euro.

Warum sollten Sie einen Onlineshop anbieten?

Wenn Ihr Unternehmen schon über ein existierendes Geschäftsmodell, Produkte und Marktetablierung verfügt, dann ist ein Onlineshop der nächste Schritt!

So können Sie Neukunden erreichen und bestehende Kundenbeziehungen stärken – und nicht an andere Onlineshops verlieren. Daneben fördert die Erschließung weiterer Erlösquellen und die Unabhängigkeit von Handelspartnern Ihre Eigenständigkeit.

Szenarios für bestehende Geschäftsmodelle

  1. Wenn Sie bereits Händler sind,aber noch keinen Online-Vertriebskanal haben, sollten Sie diesen auf jeden Fall aufbauen!  Speziell junge Kunden haben den Anspruch, sich online vor dem Kauf über das Produkt zu informieren. Auch beim Kauf im lokalen Handel wird vorher online geklärt, wie teuer das Produkt ist, ob es im Geschäft auf Lager ist, und welche Modelle es gibt. Man will ja nicht umsonst in den Laden gehen! Wird diese Möglichkeit der Vorab-Information nicht geboten, kann es schnell passieren, dass auch Langzeitkunden abspringen und zu anderen etablierten Plattformen überlaufen.  Wenn schon Offline-Vertriebskanäle bestehen, bietet es sich an, den Onlineshop im Cross-Channel mit den Offline-Kanälen zu verbinden. Dadurch können sich Kunden im Onlineshop Produkte zusammenstellen und im Laden abholen. Kleidung beispielsweise kann dann schon in der Umkleide zur Anprobe bereit hängen.
  1. Auch wenn Sie Produzent sind, aber noch keinen direkten Zugang zu Ihren Kunden haben, weil der Vertrieb über Handelspartner läuft, ist ein Onlineshop sinnvoll. Der direkte Kundenzugang ist sehr wertvoll, und die Anfangsinvestition sowie die laufenden Kosten sind nur gering. Über den Onlineshop können Sie besondere Services anbieten. Hierzu gehört beispielsweise ein lokaler Lieferdienst, eventuell für frische Produkte; aber auch Abos und persönliche Beratung bringen einen

Aus Kundenperspektive ist ein Onlineshop immer von Vorteil. Aber rentiert er sich auch aus betriebswirtschaftlicher und Ressourcenperspektive?

Was ist für die Inbetriebnahme und das Setup des Onlineshops wichtig?

Es gibt verschiedene Wege, auf denen Sie Ihre Produkte online zum Verkauf anbieten können. Wählen Sie also zunächst ein zu Ihnen passendes System.

  • Eigenes System: Die Software wird von einem Anbieter für Shopsysteme bezogen, wie beispielsweise MagentoShopware oder WooCommerceund auf dem eigenen Surfer installiert. Das bringt hohe Flexibilität und geringe harte Kosten mit sich. Allerdings muss hierfür die entsprechende Expertise im Unternehmen vorhanden sein, um das System am Laufen zu halten und die Konformität mit aktuellen Rechtsvorschriften  Gehört der Onlinehandel zum Kerngeschäft des Unternehmens, ist dies ein geeigneter Weg.
  • Shop-Dienstleister:Wenn der Onlinehandel eher Nebensache ist oder zunächst nur ein Versuch, können Sie mit einem Dienstleister starten, wofür nur geringe Vorkenntnisse benötigt werden. Auf der Seite des Anbieters können Sie aussuchen, wie viele Produkte online gestellt werden sollen. Danach wird die Lizenzgebühr berechnet. Der Shop wird vom Dienstleister für Sie betrieben, was diese Lösung sehr einfach macht und einen komfortablen Service bietet. Für große Projekte eignet sich der Anbieter Shopify, für kleinere JimdoStrato oder Telekom.
  • Handelsplattformen: Alternativkönnen Produkte auch online über große, etablierte Shoppingplattformen verkauft werden, wie beispielsweise Amazon Marketplace, ZalandoeBay oder Etsy. Der Zugang zum Kunden ist hier besonders einfach, denn der Kunde ist ja schon auf den Plattformen unterwegs. Allerdings sind hier die Provisionen hoch.

Mein Tipp: Ein sinnvoller Start ist ein Shopbaukasten-Anbieter. So können Sie bei einfacher Handhabung Erfahrungen sammeln. Dabei müssen rechtliche Vorschriften beachtet werden, die nicht nur die AGB und Impressum/Datenschutz umfassen, sondern auch das Fernabsatzgesetz und das Widerrufsrecht sowie warenspezifische Regelungen im Falle von erlaubnispflichtigen Waren.

Was gehört zum Betrieb eines Onlineshops?  

Artikeldaten

Die Artikeldaten der im Onlineshop angebotenen Produkte sind essentiell: Es müssen ausreichend und gute Bilder hinterlegt werden. Die Beschreibung muss stimmen und umfangreich sein.

Das Einpflegen und Aktualisieren von Artikeldaten ist ein anhaltender Prozess. Je nach Größe Ihres Sortiments kann es sogar sinnvoll sein, einzelne Mitarbeiter oder ganze Abteilungen mit der Pflege des Onlineshops zu beauftragen.

Falls Sie nicht selber Hersteller sind, sollten Sie sichergehen, dass die Produkte über einheitliche Schnittstellen oder Formate in den Shop eingefügt werden. Wenn Sie bereits ein Warenwirtschaftssystem nutzen, müssen Sie nicht alle Artikel einzeln in den Shop eingeben. Durch eine entsprechende Schnittstelle zum Warenwirtschaftssystem werden diese automatisch übernommen und abgeglichen.

Versand

Sie können den Versand selbst vornehmen oder outsourcen. Den Versand selber zu machen, kann bestehende Ressourcen eventuell besser auslasten. Wird das Paketaufkommen aber zu groß, kann man die Abwicklung des Versands an Shipping Service Providers abgeben. Diese arbeiten mit Onlineplattformen, welche die Daten aus Ihrem Shopsystem direkt übernehmen, die Paketaufkleber drucken, die Frankierung generieren und falls gewünscht einen Abholtermin beim präferierten Versanddienstleister buchen. Diese Abwicklung ist schnell und zuverlässig – und die Kunden wissen eine hohe Liefergeschwindigkeit und Zuverlässigkeit zu schätzen!

Alternativ gibt es Fulfillment Services. Diese Unternehmen nehmen Produkte Ihrer Firma in ihr Lager, warten auf die Onlinebestellung und führen die gesamte Versandabwicklung durch. Einer der größten Dienstleister in diesem Bereich ist Fulfillment by Amazon.

Eine weitere Möglichkeit der Abwicklung ist Drop Shipping. Wenn Sie als Einzelhändler von einem Drop Shipping-Großhändler beziehen, dann stellen Sie nur den Onlineshop zur Verfügung. Die Bestellungen werden direkt an den Großhändler weitergeleitet, der den Versand an die Endkunden durchführt. Sie bekommen die Handelsmarge abzüglich der Drop Shipping-Gebühr.

Retourmanagement 

Nach dem Gesetz können Produkte 14 Tage nach Auslieferung ohne Grund retourniert werden. Es sollte also eine zuständige Person geben, die sich um die Retoure kümmert, und es muss geklärt werden, was mit den retournierten Produkten passiert.

Kundenservice

Essentiell für einen Onlineshop ist, dass er von Kunden gefunden und frequentiert wird. Um dies sicherzustellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wachstum und Optimierung zu generieren – wobei Marketing eine große Rolle spielt:

  1. Suchmaschinenoptimierung (SEO)
  2. Bezahlte Werbungauf Suchmaschinen und Social Media
  3. Social Media Marketingdurch Promo-Aktionen, Influencer, Social Media-Werbung und Content
  4. Kundenkarteiund Newsletter
  5. Preissuchmaschinen, z.B. Google Shopping oder Idealo
  6. Vertrauensbildende Maßnahmen, z.B.Bewertungen oder Siegel wie das Trusted Shop-Siegel

Sie können vom Verhalten der Kunden lernen und so das Angebot optimieren. Online ist es sehr einfach zu erheben, wie sich Kunden auf der Seite bewegen, was sie kaufen, wann und wie viele Kunden den Einkaufsvorgang abbrechen und durch welche Quelle der Kunde auf den Shop gestoßen ist. Durch Methoden wie das AB Testing können Sie außerdem vergleichend feststellen, welche Website am besten vom Kunden angenommen wird.

Tipps zum Start

  • Starten Sie den Onlineshop als Experiment! Zunächst ist der Shop eher ein Testfeld, bei dem die Erwartungen nicht zu hoch gesetzt werden sollten.
  • Starten Sie mit einem Shopbaukasten-Dienstleister, denn so können Sie Kosten, Aufwand und Risiko begrenzenund Erfahrung sammeln.
  • Nutzen Sie die flexiblen Möglichkeiten, den Shop zu betreiben. So können Sie das Onlinegeschäft schrittweise vergrößern und mehr Umsatz generieren.